Neuer Band in der Reihe „Wuppertals grüne Anlagen“
Wuppertal ist ausgesprochen reich an Parks und Gärten. Deshalb beschreitet der Förderverein Historische Parkanlagen den richtigen Weg, mit der Marke „Wuppertals grüne Anlagen“ das Image der „grünen Lungen“ zu verbessern und mit der gleichnamigen Buchreihe die „grünen Schätze“ mit ihren Alleinstellungsmerkmalen in die Öffentlichkeit zu tragen. Hohe Wertschätzung ist der beste Schutz gegen städtische Vorhaben, Parks verwildern zu lassen, um sie in pflegearmen Wald zu verwandeln.
Brigitte Alexander, Thomas Helbig und Antonia Dinnebier (v.l.) arbeiten weiter am Mosaik „Wuppertals grüne Anlagen“. Der Mirker Hain wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt. (Foto: Conrads)
Auch der Verlag Edition Köndgen in Person von Thomas Helbig hat längst bemerkt, dass Wuppertal mehr Grün und wunderschöne Gärten und Parks als viele vergleichbare Großstädte zu bieten hat. Deshalb sind bisher Monografien über die Hardt, den Nordpark und die Grüne Meile Lüntenbeck erschienen. Am 25. Oktober 2012 wurde das „Wasserreich Mirker Hain“ mit den Stichworten Blätterrauschen, Plätschern und Vogelsang herausgegeben.
Karl-Eberhard Wilhelm, Vorsitzender des Bürgervereins Uellendahl, beschließt sein Vorwort mit diesem Satz: „Diese einzigartige und wunderschön vielfältige Parklandschaft bildet den von Kohlstraße, Vogelsangstraße, Wlhelm-Raabe-Weg und Westfalenweg eingerahmten Mirker Hain und muss nachhaltig geschützt, gepflegt und erhalten werden. Daraus ergibt sich für die heutigen Nutzer und Anwohner eine Verpflichtung, die die Stadt Wuppertal, in der der Bereich Grünflächen und Forsten unter dem Sparzwang die meisten Kosten senken musste, nicht mehr wahrnimmt. „Was du ererbt von deinen Vorfahren, erwirb es, um es zu besitzen.“ Dieser alte Spruch bleibt deshalb gültig, weil ein künstlerisch gestalteter Park fortwährender Pflege bedarf. Dazu sind zurückhaltende Freischnitte ebenso notwendig, wie Pflege und Neubau von „Möbeln“, von einer hölzernen Brücke bis zu Bänken. Auch der den Mirker Hain durchziehende Bachlauf (Vogelsangbach) verdient eine Sanierung, wie das Entschlammen von Teichen.
Topografie, Biologie, Botanik, Flora, Rhododendren, Sichtachsen, Brücken, Schluchten, Teiche, Staustufen, Rinnsale, Feldsteine, Wege- und Platzbezeichnungen – das sind die Perlen in einem englisch anmutenden Landschaftspark, der noch aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden muss. Erhalten blieb nahe der Kohlstraße das vom Vorsitzenden, Bankier August von der Heydt (1851-1929), gestiftete Denkmal zum 25-jährigen Jubiläum des Elberfelder Verschönerungsvereins, der im Gegensatz zu seinen Nachbarn in Barmen (gegründet 1864), Ronsdorf (gegründet 1869) und im Gelpetal nicht mehr existiert. Jenseits der Kohlstraße sind das Norwegische Holzhaus und das Waldhaus Sans Souci bauliche Ergänzungen zum Mirker Hain.
Der 1870 gegründete Elberfelder Verschönerungsverein rühmte 1881 den Mirker Hain als „durch Verschiedenheit des Terrains und herrlichen Baumwuchs bevorzugte Anlage“. Oberbürgermeister Funck lobte in der Hauptversammlung des Vereins deutscher Gartenkünstler 1901 die „kunstgerechte Ausgestaltung dieser Waldflächen nach landschaftsgärtnerischen und ästhetischen Gesichtspunkten“. Der Grundstein für den Mirker Hain wurde 1879 gelegt und der Landschaftsgärtner Heinrich Vincentz (1836-1895) mit der Gestaltung beauftragt. Es war das vierte Projekt des Verschönerungsvereins, nach Nützenberg, Friedenshöhe und Friedrichsberg. Zwischen 1879 und 1909 ist der rund 20 Hektar große Volkspark entstanden.
Mit dem Buch „Wasserreich Mirker Hain“ liefern die Autorinnen Brigitte Alexander und Landschaftsarchitektin Dr. Antonia Dinnebier eine bemerkenswerte Grundlage, denn die Geschichte, historische Beschreibungen und Karten drücken nicht nur den Wert des Parks aus, der heute nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, sondern sind das beste Argument, sich mit Liebe und Freude an die Rekultivierung des „grünen Schatzes“ zu machen. Karl-Eberhard Wilhelm will mit seinem Bürgerverein Uellendahl gerne die treibende Kraft sein und zählt auf bürgerschaftliche Unterstützung. Diesem Zweck diente auch eine Ausstellung. Wilhelm: „Intention der historischen und aktuell Dokumentation der Parkanlage war es, Unterstützung und Sponsoren zu finden, die mithelfen, den Mirker Hain auf Vordermann und annähernd in die ursprüngliche Form zu bringen.“ 40.000 Euro sind für die Entschlammung des oberen Teiches im Bereich des Wilhelm-Raabe-Weges veranschlagt. Anschließend soll der rund 200 Meter lange Bachlauf mit seinen Staustufen bis zum unteren Teich wieder hergestellt werden. Geplant sind ferner Rekonstruktion und Neuanlage von Wegen, die „Auferstehung“ der Lichtung im oberen Forstbereich, Säuberung von Randsteinen und Denkmälern, Grundreinigung und Pflege der Freizeitoase. Neben breitem Zuspruch für das Vorhaben registrierte der Bürgerverein konkrete Zusagen von Spendern und Helfern, die ganz praktisch zupacken wollen. Möglicherweise münden die Bemühungen des Uellendahler Bürgervereins in eine Stiftung für den Mirker Hain.
Buchreihe „Wuppertals grüne Anlagen“, Edition Köndgen:
Landschaftsgarten Hardt. Felsen, Palmen, Aussichtstürme (Heft, erhältlich beim Förderverein Historische Parkanlagen. Erweiterte Neuauflage ist geplant)
Waldanlage Nordpark. Alleen, Spielplätze, Wildgehege (Band 1), 2011, 56 Seiten und Z-Card, 7,95 Euro
Grüne Meile Lüntenbeck. Schloss, Stadtwald, Lüntenberg (Band 2); 2011, 64 Seiten, 7,95 Euro
Neu: Wasserreich Mirker Hain: Blätterrauschen, Plätschern, Vogelsang (Band 3)2012, 64 Seiten, 7,95 Euro
Weitere Bände in Vorbereitung
Dirk Fischer führte eine Gruppe durch den Mirker Hain, hier auf dem Richard-Wagner-Platz. (Foto: Conrads)
Die Staustufen verdienen eine Instandsetzung. (Foto: Conrads)
Unterhalb des Teiches lässt sich die Kaskade renovieren. (Foto: Conrads)