Die Banker-Familie und ihr Aussichtsturm
Elberfelder Geschichte ohne die Von der Heydts unvollständig
Zu den klassischen Häusern aus der Ära der Kommerzienräte gehört auch das Haus der Familie Von der Heydt, in diesem Fall der Sommersitz auf der Königshöhe, seit der Rettung vor dem Abriss in der 1980er Jahren ein Domizil, in dem die Kunst zuhause ist. Das Haus errichtete August (III) von der Heydt als Anbau an eine Ausflugsgaststätte. Auf dem Weg, der sich bei schönem Wetter zu Fuß aus dem Zoo-Viertel empfiehlt, findet der Spaziergänger oder Wanderer mitten im Wald einen Turm, der ebenfalls mit der bekanntesten Elberfelder Familie in Verbindung steht.
Der Von der Heydt-Turm wurde am 24. September 1892 seiner Bestimmung übergeben. Besteiger des 20 Meter hohen Turmes, befinden sich 294 Meter über dem Meesresspiegel. Den Standort kann man mit Kiesberg und Königshöhe beschreiben. Den Entwurf hat der Elberfelder Stadtbauinspektor Schaumann geliefert. Der Turm ist auf einem U-förmigen Grundriß errichtet. Die Südostseite, wo sich auch der Eingang zum Sockelgeschoß befindet, wird durch mächtige, verzahnte Eckquader betont. An der gegenüberliegenden halbrunden Wand ist in 11 Meter Höhe ein Erker plaziert, der auf vier Kragsteinen aufliegt. Die der Stadt zugewandte Plattform erreicht man über einen oktogonalen Auf-bau. In Anlehnung an frühere Baustile ordnet eine Dissertation das Gemäuer als ein seltenes Beispiel eines Aussichtsturmes „in Formen der deutschen Renaissance“ ein. Ein wenig erinnert der Turm an einen Bergfried inmitten einer mittelalterlichen Burg. Unterhalb der Aussichtsplattform waren früher zwei Tafeln angebracht. Vorhanden ist noch der Stein mit dem alten Elberfelder Stadtwappen. In der Nachkriegszeit entwendet wurden eine Bronzetafel (Idee: Stadtbauinspektor Schaumann, Realisierung: Gustav Eberlein, Berlin) mit Reliefbildnissen der drei Von der Heydt-Brüder und das Familienwappen. Einerseits waren alle Teilhaber des Bankhauses Von der Heydt, Kersten und Söhne, doch verbinden sich ihre Namen mit verschiedenen Aufgaben. August (1801-1874) war Stadt- und Landtagsabgeordneter, Präsident des Königlichen Handesgerichts Elberfeld, Mitglied des Ver-einigten Landtages zu Berlin und Finanzminister. Der preussische König versetzte ihn 1863 in den Freiherrenstand. Bruder Daniel (1802-1874) waren ebenfalls Stadtverordneter und Beigeordneter seiner Heimatstadt. 1854 wurde er in das neugebildete preussische Herrenhaus berufen und ging als Mitbegründer des „Elberfelder Armenpflegesystems“ in die Geschichte ein. Karl (1806-1881) leitete das Bankhaus und engagierte sich in Stadt und Provinzlandtag, aber auch in der reformierten Gemeinde, der er umfangreiche Stiftungen zukommen ließ.
Die Entstehungsgeschichte begann zunächst ohne die bekannte Familie. Der Elberfelder Verschönerungsverein beschloß 1891, der Stadt 5.000 Reichsmark für einen Aussichtsturm auf dem Kiesberg zu stiften. Zwei Monate später entschied der Stadtrat positiv über den Plan und wollte sich mit 10.000 RM an den auf 16.000 RM geschätzten Baukosten beteiligen. „Beliebtheit und Anziehungskraft der Stadt fördern“, so das formulierte Ziel. Dennoch führten Finanzierung und Standortdiskussion zu einer einjährigen Verschiebung. Eine Initiative bat um Spenden und als Namengeber kam Moltke ins Gespräch. Den Ausschlag für den Bau gab schließlich der VV-Vorsitzende, Baron August von der Heydt, als er an einen Brief seines Vetters Karl aus dem Jahre 1888 erinnerte, in dem dieser 10.000 RM für die Verschönerung gestiftet hatte. Im Juli 1891 nahm die Stadtverordnetenversammlung diesen Vorschlag an und im September 1892 wurde das Turmdenkmal eröffnet. 1977/78 ist der Turm aus Sicherheitsgründen für Besucher gesperrt worden, doch zum 100. Geburtstag war eine Restaurierung möglich. (27.04.2013, kgc)
Von der Heydt-Turm auf dem Kiesberg
Zu erreichen ist der Turm über die Hindenburgstrasse oder den Erbslöhweg.
Der Turm ist zur Zeit wieder wegen Baumängeln gesperrt.