Wuppertal ist auch eine Stadt der Treppen. Treppen erschließen die Stadtteile seit über 100 Jahren fussgängerfreundlich und sicher. Denn die Wohngebiete des 19. Jahrhunderts wurden noch für Fußgänger eingerichtet, so dass das Stadtbild Wuppertals geprägt ist von knapp 500 öffentlichen Treppen mit über 12.000 Stufen. Z.B. die Jacobstreppe ist die längste durchgehend gerade Treppe und leider wegen Schäden gesperrt. Diese müssen und sollten saniert, gepflegt und erhalten werden. Denn Mobilität beginnt nun mal zu Fuß!
Die Intention ist es, die Bedeutung und den Stellenwert des Fußverkehrs in der mobilen Gesellschaft herauszustellen und aktuelle Lösungen zu diskutieren, die ein gutes, qualitätsvolles, barrierefreies, sicheres und unkritisches zu Fuß Gehen bei allen Gelegenheiten ermöglichen. Der zweitägige Kongress richtet sich vorrangig an Entscheiderinnen und Entscheider sowie Planerinnen und Planer aus den Bereichen des Ingenieurwesens, der Raum- und Stadtplanung, der Architektur und aus verwandten Bereichen. Der Kongress findet in der historischen Stadthalle in Wuppertal statt.
Der 1. Deutsche Fußverkehrskongress bietet auch mit einer begleitenden Ausstellung und viel Raum für Diskussionen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Planung, Wissenschaft und Kommunen.
Der Fußverkehrskongress soll in Zukunft alle zwei Jahre stattfinden.
Organisationsteam
des 1. Deutschen Fußverkehrskongresses
c/o
Bergische Universität Wuppertal
Lehr- u. Forschungsgebiet
Straßenverkehrsplanung und -technik
Pauluskirchstr.7
42285 Wuppertal
Sekretariat (9 – 13 Uhr):
Tel.: 0202/439-4088
Fax: 0202/439-4388
info{at}fussverkehrskongress.de
„Fußgängern gehört die Stadt zuerst
Zu Fuß gehen ist so selbstverständlich, dass es von Stadtplanern und Verkehrsforschern schlicht übersehen wurde. Wenn die Autoplanung fertig war, bekamen Fußgänger die Restflächen – mit negativen Folgen für Sicherheit und Stadtbild.
Einer (der) Rundgänge (des Kongresses) erkundete die 469 öffentlichen Treppen Wuppertals (…) der kurze Ausflug in die Stadt macht den Kongressteilnehmern sichtlich Spaß, zumal sie vorher gelernt hatten, dass jede Treppenstufe das Leben um drei Sekunden verlängert – statistisch betrachtet. (…) Zurzeit wird etwa jeder vierte Weg in der Stadt zu Fuß zurückgelegt. Während der Autoverkehr stagniert, weisen die Kurven für Bus und Bahn, Fußgänger und Radfahrer deutlich nach oben.(…)
Nachholbedarf bei der Stadtplanung: Safety first
Die Bedingungen für diese „aktive Mobilität“ sind nicht immer bestens. (…) Gerade jene, die sich besonders stadtverträglich bewegen, sind mangels Knautschzone besonders gefährdet. Jeden Tag verunglücken rund 100 Fußgänger, darunter viele Kinder und ältere Menschen. Jürgen Ortlepp von der Unfallforschung der Versicherer rechnet vor, dass nur bei jedem vierten Unfall der Fußgänger selbst Hauptverursacher ist. – Und dann gibt es auch noch oft „infrastrukturelle Defizite“, die ein Fehlverhalten unterstützen. Aussagen wie diese sollten Stadt- und Verkehrsplanern zu denken geben. (…)
Sichtbarkeit bringt Sicherheit
Dabei ist Fußgängersicherheit kein Buch mit sieben Siegeln. Wichtig ist, dass Fußgänger Straßen gefahrlos da queren können, wo sie auch queren wollen. Dazu müssen sie gut sichtbar sein, also zum Beispiel nicht durch parkende Autos verdeckt.
Außerdem hat das Tempo einen entscheidenden Einfluss: Bei Tempo 30 steht ein Auto nach spätestens 15 Metern, bei Tempo 50 hat es noch nicht einmal mit dem Bremsen begonnen. (…)
Anders planen
Jahrzehntelang wurden Straßen von innen nach außen geplant. Zuerst bekamen die Autos ihre Fahrbahnen, Fußgänger und Radfahrer mussten sich mit dem Rest begnügen. Wer es mit dem Fußverkehr ernst meint, muss das Prinzip umdrehen und Straßen künftig von außen nach innen planen.
Zuerst kommen Fußgänger und Radfahrer zu ihrem Recht mit ausreichend breiten Wegen, dann erst der Kraftverkehr. Die einschlägigen Regelwerke geben spätestens seit 2007 diesen Perspektivwechsel vor, in vielen Planerbüros und Politikerköpfen scheint die Botschaft aber noch nicht angekommen zu sein. Ein Grund dafür: Gut 20 Jahre lang gab es in Deutschland überhaupt kein „Entwurfsregelwerk“ für den Fußverkehr. Er ist schlichtweg vergessen worden.
- Städtecheck des VCD zur Fußgängersicherheit
- Städte ohne Unfälle
- Fachverband Fußverkehr Deutschland (FUSS e.V.)“
Quelle: WDR5, WDR5 – Podcast Leonardo vom 16.9.2014
Literaturtipp
Millionen Jahre war der Mensch nur zu Fuß unterwegs und 1900 Jahre fast nur zu Fuß; heutzutage aber bewegt er sich kaum noch so fort. Zeit für eine Kulturgeschichte der Mobilität aus Fußgängerperspektive. Johann-Günther König zeichnet die Geschichte dieser Fortbewegungsart nach, beginnt mit dem aufrechten Gang, schreitet aus über die Völkerwanderungszeit und macht beim Spazierengehen oder Wandern nicht halt. Immer geht es dabei auch um die Frage, welche Auswirkungen das Gehen auf den Alltag der Menschen hat. König hält es dabei für gut möglich, dass die große Zeit des homo sapiens als Fußgänger in Kürze wiederkommt, denn das Öl geht zur Neige … (Klappentext)
Johann-Günther König
Zu Fuß.
Eine Geschichte des Gehens
Reclam Verlag, Stuttgart 2014
ISBN 9783150202975
Kartoniert, 239 Seiten, 11,50 EUR