Strahlende Gesichter am Wupperufer im Rauental.
Landesminister Johannes Remmel (4.v.l.)
Viele Städte wurden an Flüssen gegründet, wie einst Barmen und Elberfeld. Am Rhein beispielsweise Köln und Düsseldorf. Während sich die rheinischen Metropolen mit ihrem Strom schmücken, hat Wuppertal mit der Wupper eher ein Imageproblem, das in der Vergangenheit begründet liegt, als sich unzählige Textilbetriebe, unter ihnen viele Färbereien, mit ihrer Rückfront an der Wupper ansiedelten und der „fleißige, dunkle, rote Fluss“ Abwässer abtransportieren musste. Noch heute erleben Touristen aus der Schwebebahn die Kehrseite der Stadt. Dagegen setzt die Stadt mit ihrem Strategiepapier „Wuppertal 2025“ den „Perspektivwechsel Wupper“: 15 Kilometer naturnahe Entwicklung.
Lebensader
Die „Lebensader Wupper“ wurde erstmals 1987 propagiert und das Jahrhundertprojekt aufs Handlungsgleis gesetzt. Damals war den Initiatoren klar, dass Verbesserungen nur etappenweise gelingen können, denn vielfach gehört das Wupperufer privaten Eigentümern. Es hat sich gezeigt, dass sich immer wieder Umgestaltungsmöglichkeiten ergeben, die genutzt wurden. Gegenwärtig wird die Wupper rekultiviert, um die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren und bessere Bedingungen für Fische zu schaffen.
Der Wupperverband arbeitet im Auftrag der Stadt Wuppertal und verbaut Fördermittel des Landes (400.000 Euro, 80 Prozent vom Land). Zur Projektgruppe gehören Stadt Wuppertal durch die Ressorts Umwelt und Grünflächen und Forsten, Fischerei-Genossenschaft, Wasser-/Landschaftsbehörde, Land, Eigentümer, Planungsbüro.
Zuerst wurde der 2,5 Kilometer lange Abschnitt Laaken-Heckinghausen renaturiert, der Bereich Pfälzer Steg/Alter Markt ist in Arbeit. 2017 folgen Döppersberg und 2018 der Bereich Bayer. Neun Kilometer sind das Ziel.
Halbzeitbilanz
Die Halbzeit wurde mit Landesumweltminister Johannes Remmel am neuen Wupperzugang im Rauental gefeiert. Nachdem Oberbürgermeister Andreas Mucke das Engagement vieler Bürger beim Wupperputz und als Wupperpaten gelobt hatte, versprach er: „Wir wollen Verbesserungen und schaffen das!“ Minister Remmel betonte die große Aufgabe, dass gegenwärtig 80 Millionen Euro („Geld der Bürger“) in die Renaturierung von Flüssen ausgegeben werden und bis 2027 2,1 Milliarden Euro erträumt werden. Remmel: „Es ist wichtig, dass Wuppertal sich zur Wupper bekennt, sich ihr zuwendet, seinen Fluss zurück erobert und der Artenvielfalt eine Chance bietet.“ Der großen Wupperfamilie mit ihren engagierten Menschen wünscht er weiterhin Kraft. Als Chef des Wupperverbandes Georg Wulf sagt er die Fortsetzung der Renaturierungsarbeiten zu und zeigt sich gemeinsam mit Dezernent Frank Meyer einig, die Vermüllung zu reduzieren, durch Wasserwirtschaft die Wasserqualität zu verbessern und Naturerlebnisse zu ermöglichen. In der Ferne hörten Fischreiher und eine Entenfamilie die Versprechungen gerne…
Rückblick
In den vergangenen zehn Jahren wurden neue Zugänge und Erlebnisorte geschaffen. Ein neuer, ursprünglicher Betriebszugang im Rauental soll zu einem kleinen „Rauentaler Mühlenpark“ entwickelt werden. An der Rosenau in Oberbarmen wurde der beliebte „Wupperstrand“ ausgebaut. Der Spielplatz am Matagalpa-Ufer erlaubt einen schönen Blick. An der Junior-Uni ist ein neuer Zugang entstanden, der Unterrichtszwecken dient. Westlich des Robert-Daum-Platzes haben die Firmengruppe Küpper als Investor den Fluss umgestaltet und einen Wupperweg angelegt. Im Abschnitt Rutenbeck gibt es vier Zugänge und Parkbänke mit Blickbeziehung zur Wupper.
Im Zuge des Förderprogramms „Regionale 2006“ wurden am Beer-Sheva-Ufer, South-Tyneside-Ufer, Arbeitsamt Hünefeldstraße, Helene-Stöcker-Ufer und Islandufer attraktive Zugänge und Balkone angelegt. Für sein Ressort Umweltschutz zeigt sich Reinhard Gierse stolz: „Durch Wupperverband, Stadt und Land sind schöne Erlebnisorte entstanden, obwohl die finanziellen Mittel begrenzt sind.“
Dass sich seit zwei Jahren der Verein „Neue Ufer Wuppertal“ mit dem Jahrhundertwerk beschäftigt, sieht die Stadt nicht als Wettbewerb, sondern wünscht und praktiziert Partnerschaft. Gierse: „In unserer Verwaltung gibt es viele Menschen, die mit Engagement und Herz für diese Stadt arbeiten!“
Lasst uns an die Wupper gehen!
Dajana Meier mobilisiert Partner, die Ufergeländer streichen, Bruthäuser bauen und das Flutufer neu gestalten halfen. Nach dem Motto „Lasst uns an den Fluss gehen“ empfindet sie sich mit ihrem Verein als Lokomotive für den Stadtfluss der Zukunft: Nähe, Anfassen, Sichtbarkeit, Berührbarkeit, und Aufenthaltsqualität. In der Reihe „Park des Monats“ bietet Dajana Meier am Samstag, 23. Juli, eine Wupper-Exkursion an und trifft sich mit Interessierten um 14 Uhr ans der Schwebebahnstation Landgericht (Gerichtsinsel). Im besonderen Blick: Flutufer, neuer Wupperpark.
Weitere Informationen online:
www.wuppertal.de
www.neue-ufer-wuppertal.de
Fotos: Conrads