Ein Thema, das immer wieder aktuell ist/wird. Was uns nachdenklich macht, ist die rein funktionale Argumentation auf das Planungsziel hin. Ein oft gehörtes Argument ist die Verschattung und die Feuchte:
- Ja, das kann für die Pflege und die Lebensdauer der Spielgeräte und Straßenmöbel ein Problem sein, zumindest bedeutet es Aufwand und verursacht laufende Kosten
- Aber wie sieht es mit dem innerstädtischen Klima aus? Ist die Verschattung und die Feuchte da nicht sogar im Sommer das was man auf jeden Fall will und braucht?
- In Zeiten der Feinstaubbelastung und der Dieselfahrzeuge kann man eigentlich auf kein innerstädtisches Grün verzichten, da es der Luftreinhaltung dient.
- Dann ist es immer auch eine Frage der Ästhetik
- oder eine der Anwohner, deren Wohnungen zu dunkel sind.
Das kann man nicht ohne „Lokaltermin“ klären, aber viele Bäume sind doch schon über die Jahre sehr ausgelichtet worden. Reichen diese Maßnahmen nicht? Sicher es ist und bleibt immer ein Kompromiss, aber er kann und darf nicht immer wieder zu ungunsten der Bäume ausfallen. Insbesondere da gerade die alten Bäume besser fürs Klima sind.
Stadtbäume können den Asphalt unter ihren Kronen um bis zu 20°C und die Luft um bis zu 2°C abkühlen. Die optimale Kühlwirkung an Sommertagen liefern allerdings nur die Stadtbäume, die auf offen angelegten Plätzen in Grünstreifen wachsen. Auf gepflasterten, engen Plätze mit kleinen Aussparungen für die Bäume ist die Kühlleistung der „grünen Lungen“ dagegen um 20% geringer. Also sind gerade die Bäume auf den Spielplätzen für das Stadtklima wichtiger, als die Straßenbäume inmitten der versiegelten Bodenflächen von Straße und Bürgersteig, denn die bekommen dort einfach nicht genug Wasser für die Transpiration. Gut wäre es die Baumscheiben deutlich zu vergrößern.
Aktuell in der Presse:
- Am Rott: Naturschützer kritisieren Baumfällungen (Wuppertaler Rundschau, 1.2.2017)
- Carnapsplatz: Anwohner wollen ihre Bäume behalten (WZ, 2. Februar 2017)
- Kahlschlag an der Gertrudenstraße? (WZ, 1. Februar 2017)
- Spielplatz: Die beiden Bäume sollen bleiben (WZ, 11. Dezember 2016 )
Es geht um diese beiden Bäume:“Bei Abwägung aller Argumente bezüglich der Bäume, überwiegen aus Sicht der Verwaltung die Gründe für die Entfernung der Bäume. Im nördlichen Platzbereich steht eine alte Buche, die als Naturdenkmal eingetragen ist und den Platz malerisch dominiert. Der Wuchs dieses Baumes wird jedoch durch zwei zu eng stehende Bäume eingeschränkt. Dadurch wird der natürliche Kronenaufbau zu einer Seite hin behindert. Durch das Entfernen der beiden kleineren Gehölze soll die natürliche Entwicklung des Naturdenkmals sichergestellt werden.“
Hintergrund:
- Nur Baum-Methusalems sind gut fürs Klima
Die einseitige Fixierung auf schnellwachsende Bäume in der Forstwirtschaft ist aus Umweltsicht falsch. Christian Körner von der Universität Basel hat das Wachstum von Bäumen untersucht. Er rät zu besonders langlebigen Hölzern. (WDR )
Und hier die Quelle für den Bericht:
Der Wald in einer CO2-reichen Welt - Comparing the cooling benefits of different urban tree species at contrasting growth conditions.
In: Gesellschaft für Ökologie e.V. (Hrsg.): Verhandlungen der Gesellschaft für Ökologie, Band 46.
Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie, 5. – 9. Sep. 2016 in Marburg.
Görich & Weiershäuser, Marburg, S. 367–368.